Ökologische Bewertung von Ökogas-Produkten

Hintergrundpapier für den EnergieVision e.V. Heidelberg: ifeu

Authors: Uta Weiß, Sebastian Blömer, Martin Pehnt

Erdgas gilt dank der mit seiner Verbrennung verbundenen vergleichsweise geringen Treibhausgas-und Schadstoffemissionen als umweltfreundlichund wird seit längerer Zeit ent-sprechend vermarktet. Fossiles Gas istjedoch weder ein regenerativernoch ein klimaneutraler Energieträger. Auf dem Gasmarkt werden deshalb mittlerweile sowohl für private Endverbraucher als auch für Gewerbebetriebe zahlreiche ökologisch aufgewertete Gasprodukte unter einer Vielzahl unterschiedlicher Bezeichnungen gehandelt. Unter den Begriffen „Kompensationsgas“, „Klimagas“, „Naturgas“oder „CO2-freies Gas“ firmiert Erdgas, dessen verbrennungsbedingte Treibhausgasemissionenüber Klimaschutzprojekte vom Energieversorger kompensiert werden. Dies erfolgt in der Regel über externe Anbieter von Emissionszertifikaten, die weltweit in den Ausbau erneuerbarer Energien, Aufforstungsprojekte oder Energieeffizienzprojekte investieren. Da es im Sinne einer globalen Klimabilanz keine Rolle spielt, wo die Emissionen anfallen oder vermieden werden, stammtein Großteil der gehandelten Zertifikate aus Entwicklungs-und Schwellenländern, in denen sich mit geringerem Aufwand höhere Einsparungenerzielen lassen. Entsprechende Produkte lassen sich unter dem Begriff „Kompensationsgas“ zusammenfassen. Demgegenüber wird unter dem Namen „Biomethan“ oder „Bioerdgas“ aus Biomasse erzeugtes Gas angeboten, das nach einer Aufbereitung auf Erdgasqualität über das reguläre Gasnetz in Beimischungsgraden von 1% bis 100% an Endkunden zur Wärmeerzeugung vermarktet, nach den Vergütungsbestimmungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) verstromt oder als Fahrzeugkraftstoff verwendet wird. Die Aufbereitung und Einspeisung von Biogas als regenerativer, nicht-fluktuierender Energieträger wird seit einigen Jahren durch den Gesetzgeber gefördert. Entsprechende Produkte lassen sichunter dem Begriff „Biomethan“ zusammenfassen. Eine dritte Produktkategorie stellt „Windgas“ als Umwandlungsprodukt von überschüssigem Windstrom zu Wasserstoff bzw. Methan dar. Das dazugehörige Verfahren wird meist als Power to Gas (PtG) bezeichnet. Windgas spielt bisher nur eine marginale Rolle im Markt ökologisch aufgewerteter Gasprodukte. Während Stromprodukte bei Einhaltung weitreichender Umwelt-und Nachhaltigkeitsanforderungen seit längerer Zeit durch unabhängige Dienstleister mit Ökostrom-Gütesiegeln zertifiziert werden können, ist die Zertifizierung von Ökogas umstritten. Hingegen besteht bei Verbrauchern verstärkt Aufklärungsbedarf zum Thema; eine überwältigende Mehrheit wünscht sich Gütesiegel für Biogasprodukte (Forsa 2012). Die meisten Biomethanprodukte werden heute durch den TÜV Nord zertifiziert, der in erster Linie die Konformität mit den gesetzlichen Vorgaben zusichert. Einen ökologischen Fokus bietet das 2013 neu eingeführte „Grünes Gas Label“ des GrünerStrom Label e.V., der das gleichnamige Label für Ökostrom vergibt. Erste zertifizierte Produkte des Unternehmens Naturstrom werden das Gütesiegel ab dem 1. Januar 2014 tragen (Grüner Strom Label 2013). Kompensationsgasprodukte werden häufig durch den TÜV Nord zertifiziert, wobei die zugrundeliegenden freiwilligen Emissionsminderungszertifikate ihrerseits einer Zertifizierung anhand bestimmter Standards unterliegen. Windgas schließlich wird bislang nicht zertifiziert; der einzige Anbieter Greenpeace Energy will 2014 mit der Einspeisung in das Erdgasnetz beginnen. Angesichts zunehmender Marktanteile von Ökogas-Produkten stellt sich die Frage, welchen ökologischen Mehrwert sie tatsächlich besitzen, welche Rolle ihnen künftig im Energiemix zukommen könnte und welche Schlüsse sich daraus für die Vergabe eines Ökogas-Labels ziehen lassen. Diese Aspekte werden im Folgenden für die relevanten Produktkategorien Biomethan, Kompensationsgas und Windgas untersucht.

Year

2013

Publication type

Research Paper

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