Der Gebäudebestand steht vor einer Sanierungswelle – Dämmstoffe müssen sich den Materialkreislauf erschließen

Eine gewaltige Sanierungswelle im Gebäudebestand rollt an – und wirft die Frage auf, wie rückgebaute Materialien sinnvoll verwertet werden können. Das vorliegende Projekt nimmt Dämmstoffe in den Blick und analysiert die Verwertungswege von Stein- und Glaswolle, Expandiertes Polystyrol (EPS), Extrudiertes Polystyrol (XPS), Polyurethan (PU) sowie Holzfaserdämmstoffe. Ziel ist die Identifikation der organisatorischen, technischen und wirtschaftlichen Hemmnisse, die einer stofflichen Verwertung entgegenstehen. Dabei gewonnene Erkenntnisse und Daten wurden zudem dazu genutzt, die ökologische Bewertung der verschiedenen für die Dämmstofftypen zur Verfügung stehenden Entsorgungsoptionen neu zu bewerten und damit die Ökobilanzen aus dem vorangegangen Forschungsprojekt fortzuschreiben.

Projektergebnisse

Aus ökologischer Sicht ist eine stoffliche Verwertung insbesondere von synthetischen Dämmstoffen vorteilhaft. Für die in der Entsorgungswirtschaft aktuell relevanter werdenden Dämmstoffe EPS und Mineralwollen konnten erste stoffliche Verwertungswege für Abfallmassen aus dem Rückbau und der Sanierung von Gebäuden identifiziert werden. Ein wesentliches Hemmnis bei der Verwertung ist die Verunreinigung der Dämmstoffe, die eine stoffliche Verwertung erschwert. Ein sortenreiner und möglichst rückstandsfreier Rückbau der Dämmstoffe ist Aufgabe der Baustellenakteure und erleichtert die anschließende Aufbereitung oder macht sie dadurch erst möglich. Hier sind Rückbauunternehmen sowie das Bauhandwerk gefordert, den gesetzlichen Pflichten gemäß GewAbfV zur Getrennthaltung nachzukommen. Eine diesbezüglich standardisierte Vergabepraxis würde deren Umsetzung unterstützen und sicherstellen, dass gesetzliche Standards im Wettbewerb nicht unterlaufen werden können. Ferner muss in Forschung investiert werden, die es ermöglicht, die Dämmstoffe ab Baustelle in den erforderlichen Qualitäten bereitzustellen. Schließlich wäre eine Erweiterung der Abfallschlüssel nach Abfallverzeichnisverordnung hilfreich, um nach Dämmstofftypen unterscheiden zu können.

Insgesamt sollte die flächendeckende Aufbereitung von Dämmstoffen und die Entwicklung neuer Produkte mit Sekundärrohstoffanteil gefördert und entsprechend der gesetzlichen Standards die energetische Verwertung oder gar deren Beseitigung nur im Einzelfall zugelassen werden. Damit sind Rahmenbedingungen für den Aufbau von Aufbereitungs- und Verwertungsstrukturen geschaffen sowie für Kooperationen zwischen Herstellern und Entsorgern. Der Austausch der verschiedenen Akteure in der gesamten Verwertungskette über neue Entwicklungen und Lösungsansätze ist hilfreich, um ein gegenseitiges Verständnis zu entwickeln. Sich etablierende gute Praxisbeispiele zum Aufbau einer circular economy für Dämmstoffe gilt es entsprechend zu kommunizieren.

Laufzeit

Dezember 2020 – Dezember 2021

Gefördert durch

Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg

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