Urban Mining

Die Massenströme, die durch den Rückbau oder die Sanierung von Gebäuden und Infrastrukturbauwerken verursacht werden, haben einen hohen Anteil am Gesamtabfallaufkommen. Daher stellt sich die Frage, welche stoffliche Zusammensetzung diese Massenströme in Zukunft haben werden und inwieweit es gelingen kann, diese als sekundäre Rohstoffe (urban mining) zur Deckung der Baustoffnachfrage zu nutzen. Hierzu wurde für die Baden-Württemberg-Stiftung ein Stofffluss- und Akteursmodell entwickelt.

Da mineralische Rohstoffe oder Abfallmassen nicht über große Distanzen transportiert werden, wurde das Modell differenziert nach Kreisen und kreisfreien Städten aufgebaut. In einem ersten Schritt galt es, eine Erhebung des Volumens von Bauwerken und Gebäuden auf lokaler Ebene und damit des anthropogenen Lagers durchzuführen. Auf dieser Grundlage wurde das zukünftige Aufkommen an mineralischen Bauabfällen sowie der Baustoffbedarf abgeschätzt. Verschiedene Randbedingungen mussten in dem eingesetzten Stoffstrommodell berücksichtigt werden. Es zeigte sich, in welchen Landkreisen die größte Menge an nutzbarem Material aus Wohn- und Nichtwohngebäuden sowie der Straßeninfrastruktur vorhanden ist. Die Prognosen für die auf den Bestand bezogene Bautätigkeit bis 2030 unterscheiden sich von Landkreis zu Landkreis, und bei den Nichtwohngebäuden ist gegenüber den Wohngebäuden von einem geringeren Wachstum bzw. sogar einer bereits stattfindenden Schrumpfung auszugehen.

Die Akteure der Baustoffwirtschaft handeln entsprechend den gegebenen Rahmenbedingungen. Daher wurde in einem weiteren Schritt mittels eines akteursbasierten Modells untersucht, wie die identifizierten Stellschrauben das Verhalten der Akteure hin zu einer Maximierung der Ressourcenschonung beeinflussen können. Die vielversprechendsten Maßnahmenbündel – und damit die Empfehlung an die Politik – sind die Erhöhung der Einkaufspreise von Primärrohstoffen, die Erhöhung der Deponiegebühren und die Anpassung von Lehrinhalten, um eine Bewusstseinsbildung zu erreichen. In Landkreisen mit rückläufiger Bautätigkeit ist es zudem wichtig, weitere Recyclingstrategien und Absatzwege zu erschließen. Ferner sollten Möglichkeiten geschaffen werden, auch Leichtbaustoffe im Kreislauf zu führen. In weiterhin wachsenden Landkreisen sollte auf eine Verringerung des Pro-Kopf-Wohnflächenbedarfs und eine nutzungsflexible Bebauung geachtet werden.

Aufgaben des ifeu Institutes:

Das ifeu erhob in seinen Arbeitspaketen den Bauwerksbestand auf Kreisebene sowie die zukünftige Nachfrage nach Baustoffen bzw. das Aufkommen an Bauabfällen. Zudem wurde analysiert, in welchem Umfang diese Bauabfallmassen zur Deckung des Rohstoffbedarfs genutzt werden können.

Laufzeit

April 2015 – April 2018

Auftraggeber

Baden-Württemberg Stiftung

Partner

Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Industriebetriebslehre und Industrielle Produktion (IIP) sowie Fachgebiet für Immobilienwirtschaft (FIWI)

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