Wert der Effizienz im Gebäudesektor in Zeiten der Sektorenkopplung

Thermografie am Beispiel eines Einfamilienhauses

Energetische Gebäudesanierung ist schwierig. Trotz aller Anstrengungen stagniert die Sanierungsrate seit Jahren. Kein Wunder, dass der Ruf nach Alternativen lauter wird. Gerade im Hinblick auf die Sektorenkopplung werden zum Beispiel synthetische Brennstoffe als Ersatz für Erdgas und Heizöl verstärkt in Betracht gezogen. Gebäude und Heizkessel könnten dann, so die Hoffnung, weitgehend so bleiben, wie sie sind.

Nur: Sind dies wirkliche Alternativen zur Energieeffizienz? Denn wenn man die Gebäudesanierung nicht ernsthaft in Angriff nähme, müsste die geringere Einsparung durch den Einsatz von mehr Erneuerbaren Energien, mehr Wärmepumpen oder mehr synthetischen Brennstoffen kompensiert werden. Diese Maßnahmen kosten nicht nur ebenfalls Geld, sondern sie müssen einen nüchternen Realitätstest genauso bestehen.

Vor diesem Hintergrund erscheinen die Probleme der mangelnden Dynamik in der Gebäudesanierung wieder in einem anderen Licht. Die Studie zeigt denn auch: Klimaschutz im Gebäudebereich ist ohne anspruchsvolle Effizienzpolitik nicht realistisch. Der Wert der Effizienz im Gebäudesektor ist, dass die Klimaschutzziele für 2030 und danach erreichbar bleiben und unterschiedliche technologische Optionen für die CO2-freie Versorgung des Restwärmebedarfs in einen Wettbewerb treten können.

Kernergebnisse

Die aktuelle Umsetzung der Wärmewende ist mangelhaft, das Erreichen des Gebäudesektorziels 2030 ist stark gefährdet.

Um die Emissionen von heute 130 Millionen Tonnen CO2 auf 70 bis 72 Millionen Tonnen in den nächsten elf Jahren zu senken, brauchen wir ein flächendeckendes Hochskalieren aller verfügbaren Technologieoptionen: Dämmung, Wärmepumpen, Wärmenetze, dezentrale Erneuerbare und Power-to-Gas. Die Zeit des Entweder-oder beim Einsatz verschiedener Gebäudetechnologien ist angesichts der Versäumnisse der Vergangenheit vorbei.

Energieeffizienz im Gebäudebestand ist die Eintrittskarte für Technologieoffenheit.

Eine deutliche Senkung des Endenergieverbrauchs um mindestens ein Drittel bis 2050 ist die Voraussetzung dafür, dass ein sinnvoller Wettbewerb zwischen verschiedenen Energieversorgungsoptionen wie Erneuerbaren Energien, Wärmepumpen, synthetischen Brennstoffen oder dekarbonisierten Wärmenetze stattfinden kann. Denn je effizienter die Gebäude, desto realistischer ist der notwendige Ausbau auf der Erzeugungsseite.

Power-to-Gas kann eine ambitionierte Effizienzpolitik im Gebäudebereich nicht ersetzen, sondern nur ergänzen.

Synthetische Brennstoffe sind zwar im Jahr 2050 in allen Klimaschutzszenarien ein relevanter Bestandteil der Energieversorgung, aber sie können bis 2030 nur einen kleinen Beitrag liefern und sind auch für den Zeitraum 2030 bis 2050 deutlich teurer als die meisten Energieeffizienz-Maßnahmen im Gebäudesektor. Zudem dürfte der Großteil der dann erzeugten Power-to-Gas-Mengen von anderen Märkten (Industrieprozesse, Schiffs-, Flug- und Lkw-Verkehr) absorbiert werden.

Um die Wärmewende zum Erfolg zu führen ...

... brauchen wir zügig eine „Roadmap Gebäudeenergie-effizienz 2030“ mit einem zielgerichteten Instrumentenpaket. Dazu zählen sowohl Änderungen bei den einschlägigen Gesetzen und Verordnungen und den Energiesteuern als auch eine Neu­ausrichtung der Fördermaßnahmen. Nur wenn bei allen Gebäude-Klimaschutztechnologien eine Vervielfachung der Installationszahlen stattfindet, sind die Wärmewendeziele 2030 und 2050 erreichbar.

Laufzeit

März 2017 – November 2018

Auftraggeber

Agora Energiewende
European Climate Foundation

Partner

Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES

Consentec GmbH

Weitere Informationen

Download Endbericht (pdf, 5 MB)

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