Städte zwischen Freiheit und Zwang - Welche Rationalitäten und Technologien des Regierens liegen einer kommunalen Suffizienzpolitik in Anlehnung an Foucaults Konzept der Gouvernementalität zugrunde?

Authors: Maria Stetter

Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht die Auseinandersetzung mit dem Konzept der Gouvernementalität von Foucault. Die Forschungsrichtung der governmentality studies nutzt dieses als Analysewerkzeug zur Offenlegung neoliberaler Machtmechanismen. Der Beitrag dieser Forschungsarbeit liegt in der Kontrastierung neoliberaler Regierungsweisen mit einer auf Suffizienz ausgerichteten Regierungsweise. Die Suffizienz als alternative Stadtentwicklungspraktik wird dabei als Form des Gegenführens (contre-conduite) verstandenen. Dabei gilt es herauszufinden, inwiefern die Denkmuster (Rationalitäten) einer suffizienzfördernden Stadtentwicklung neoliberalen Logiken entgegenstehen. Des Weiteren sollen die zum Regieren eingesetzten Verfahren (Technologien) herausgestellt werden. Hierfür wurden qualitative, leitfadengestützte Expert*inneninterviews mit Vertreter*innen aus fünf deutschen Städten mit ambitionierten Suffizienzzielen geführt. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass eine Suffizienzpolitik die neoliberale Wachstumsrationalität ablehnt und kommunale Maßnahmen stattdessen im Sinne der Suffizienz neu ausgestaltet werden. Die Techniken zur Etablierung ökologischer Rahmenbedingungen (im Sinne der Suffizienzstrategie) entsprechen jedoch gleichermaßen der modernen, gouvernementalen Machtausübung, welche weniger auf eine Fremd- als auf eine Selbstführung abzielt. Darüber hinaus liefert die Arbeit durch das Aufgreifen der Diskurse um die Rolle des Staates, Freiheit und Zwang sowie Verantwortung neue Erkenntnisse darüber, welche unserer Gesellschaft zugrunde liegenden Wahrheiten eine „Suffizienzpolitik“ dekonstruiert. Auf diese Weise trägt die theoretisch-empirische Forschungsarbeit dazu bei, die kommunal wirkenden Machtgefüge aufzudecken und verdeutlicht darüber hinaus deren Veränderbarkeit. Die analytische Perspektive der Arbeit ist relevant für die politische Auseinandersetzung mit der Suffizienz sowie für weitere Forschungsarbeiten der kritischen Stadtgeographie.