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„FlyingLess – erfolgreich forschen, weniger fliegen“

Flugzeuge bilden Kondensstreifen am blauen Himmel.

In der Wissenschaft gehört der persönliche Austausch über Ländergrenzen und über Kontinente hinweg längst zum Alltag. „Insbesondere Professorinnen und Professoren, aber auch jüngere Wissenschaftler:nnen und Promovierende, fliegen heute regelmäßig zu Konferenzen und Treffen weltweit“, erklärt FlyingLess-Projektleiterin Dr. Susann Görlinger.
Die immer weiter gesunkenen Kosten des Fliegens haben dazu genauso beigetragen wie die Internationalisierung der Forschung. „Die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Ländern in Europa und auch mit Forschungseinrichtungen in Amerika und Asien ist gewollt und sinnvoll. Unser Projekt soll jedoch helfen, die Anforderungen des Klimaschutzes und der Wissenschaft zusammen zu bringen“, so Görlinger.

Viel guter Wille – viele Hindernisse

Die Zahl der Flüge geht vermutlich auch in der Wissenschaft nach Corona wieder stark nach oben. Gleichzeitig gibt es an Hochschulen und Forschungseinrichtungen generell eine hohe Bereitschaft zum Klimaschutz. Doch für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gelte der persönliche Austausch auf internationalen Konferenzen auch als Ausweis wissenschaftlicher Excellenz – auch wenn einige dieser Treffen durch gut funktionierende digitale Formate ersetzt werden könnten.
Bis zur Corona-Pandemie wurden Flugreisen aber kaum infrage gestellt, denn auch Reisekosten und Reisedauer lieferten eher Argumente für als gegen das Fliegen. Zugfahrten sind oft teurer und die Reisezeiten per Bahn oder mit dem Auto sind auf längeren Strecken hoch.

Projekt bietet exklusive Infos für weitere Partner

Gerade weil Wissenschaft keine Grenzen kennt, tut sie sich schwer, die Vielfliegerei einzuschränken. „Wir werden zunächst gemeinsam mit vier Hochschulen und Forschungseinrichtungen einheitliche Verfahren entwickeln, um die Höhe der Flugemissionen an den einzelnen Einrichtungen zu ermitteln“, erklärt Susann Görlinger den ersten Schritt des Projektes. Neben den vier Partnern können sich auch weitere Unis oder Forschungseinrichtungen anschließen. Sie werden dann über neue Ergebnisse informiert und können in Umfragen ihre eigenen Erfahrungen mit einfließen lassen.
In dem Projekt sind umfangreiche Interviews mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Verwaltungen und Studierenden geplant. Sie sollen klären, welche Hindernisse es gibt, die Zahl der Flüge abzubauen. Dazu kann gehören, dass Vorträge auf Konferenzen für die wissenschaftliche Vita oft nur dann zählen, wenn sie in Präsenz gehalten wurden. Oder dass in den Förderrichtlinien für die Zusammenarbeit mit anderen Forschenden physische Besuche und Treffen bei den verschiedenen Einrichtungen vorgeschrieben sind.
Auf Basis der Auswertung sollen dann gemeinsam mit den Hochschulen und Forschungseinrichtungen Alternativen zu den Flugreisen entwickelt und eingeführt werden.

Strukturen ändern, die Fliegen fördern

Mit dem Projekt „FlyingLess“ soll die Problematik der Vielfliegerei in der Wissenschaft an Unis und Forschungseinrichtungen auch bekannter werden. „Wissen ist die Voraussetzung für Veränderung und einen kulturellen Wandel. Wir wollen auch helfen, die durch Corona etablierten und bewährten Formen der Zusammenarbeit wie Videokonferenzen und -präsentationen jetzt dauerhaft zu etablieren“, erklärt Görlinger. Die Erfahrungen mit virtuellen Formaten während der Pandemie haben auch gezeigt, dass diese im Vergleich zu Präsenzmeetings inklusiver sind, da Wissenschaftler:innen aus anderen Kontinenten und solche, die wegen Kinderbetreuung weniger reisen können, zahlreicher teilnehmen können.
Das Projekt FlyingLess wird in enger Zusammenarbeit mit dem European Molecular Biology Laboratory (EMBL) und dem Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg sowie den Universitäten Konstanz und Potsdam durchgeführt.
Es läuft unter Federführung des ifeu zusammen mit dem TdLab Geographie unter der Leitung von Dr. Nicole Aeschbach am Geographischen Institut der Universität Heidelberg.
Gefördert wird FlyingLess über drei Jahre im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU).

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