Aktualisierte Ökobilanz für graphische und Hygienepapiere
Da die letzte große Studie zu Papierprodukten aus dem Jahr 2000 stammt, wurde das ifeu vom Umweltbundesamt mit einer neuen Ökobilanz beauftragt. Viele technische Prozesse, so auch die Papierproduktion, werden immer effizienter, und so stellte sich die Frage, ob immer noch gilt, dass grafische und Hygienepapiere aus Altpapier umweltverträglicher sind als Produkte aus Primärzellstoff.
Erweiterte Aspekte gegenüber der Vorgängerstudie
Neu ist, dass in der nun vorliegenden Bilanzierung neben grafischen Papieren auch Hygienepapiere untersucht werden. Berücksichtigt wurden effizientere Herstellungsverfahren, die geänderte Rohstoffsituation der Papierfabriken sowie schwer quantifizierbare Aspekte wie Biodiversität und die Senkenfunktion von Wäldern für CO2.
Die integrierte Papierproduktion, bei der aus frischem Holz gleichzeitig Faserstoff und Papier hergestellt werden und die Energie aus den Verbrennungsprozessen direkt genutzt wird, mag auf den ersten Blick ökologisch günstig erscheinen, da keine fossile Energie eingesetzt wird. Bei Recycling-Büropapier schlagen derzeit noch der höhere Anteil an fossilen Brennstoffen und die Emissionen des verwendeten Stroms zu Buche. Doch es ist erwartbar, dass mit der Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energiequellen die Emissionen für Recycling-Papier in naher Zukunft zurückgehen werden. Die Energie, die bei der integrierten Papierherstellung aus frischem Holz anfällt, könnte auch anderweitig sinnvoll genutzt werden.
Vorgehen
Um die auf dem deutschen Markt verfügbaren Produkte vergleichen zu können, werden die Herkunft der Produkte, die Herstellungsverfahren und die eingesetzten Fasern recherchiert. Ein Cradle-to-Gate-Vergleich – also ein Vergleich von der Wiege bis zum Werkstor – ermöglichte die Bewertung der Produktionstechnologien für Büropapier. Die untersuchten Umweltwirkungen umfassen die Aspekte Klimawandel, Versauerung, terrestrische und aquatische Eutrophierung, Feinstaub und stratosphärischer Ozonabbau. Nicht zuletzt, da Deutschland Holz aus der ganzen Welt importiert, gehörten zu den wichtigen Untersuchungskategorien Landnutzungskriterien wir Biodiversität, Landnutzungsänderung und Kohlenstoffspeicherung in Wäldern.
Recycling schützt Biodiversität
Jede Holzentnahme für Primärfasern stellt einen Eingriff in das Waldökosystem dar und birgt ein Schadenspotenzial für die biologische Vielfalt der Wälder. Die Verwendung von Recyclingfasern hingegen schont die Wälder. Werden beispielsweise Primärwälder in Lateinamerika für die Holzgewinnung in Eukalyptusplantagen umgewandelt, bedeutet dies einen Verlust an Biodiversität.
Handlungsempfehlungen
- Der Papierverbrauch sollte insgesamt reduziert werden
- Verstärkte Sammlung und Sortierung von Altpapier in allen europäischen Ländern zur Verringerung der benötigten Frischfasermenge
- Erhöhter Import von Altpapier aus europäischen Ländern mit geringerer Kapazität zur Produktion von Recyclingpapier
- Verringerung des Weißegrads von Recyclingpapier, da hier auch Altpapier von minderer Qualität verarbeitet werden kann
- Die Politik sollte den Einsatz von Recyclingfasern fördern, damit weniger Wälder für die Papierproduktion abgeholzt werden
- Nötig ist eine weltweite Kartierung von Waldgebieten und die Möglichkeit der Rückverfolgung von Lieferketten.
Laufzeit
Juni 2017 – September 2022
Auftraggeber
Umweltbundesamt (UBA)
Partner
Forum Ökologie & Papier
Kontakt
Frank Wellenreuther
frank.wellenreuther@ifeu.de
+49 (0)6221 4767 44
Zum Profil
Mirjam Busch
mirjam.busch@ifeu.de
+49 (0)6221 4767 75
Zum Profil
Andreas Detzel
andreas.detzel@ifeu.de
+49 (0)6221 4767 0
Zum Profil