Entwicklung von PtX-Nachhaltigkeitsstandards und -indikatoren

Eine Expertise für Zukunft-Umwelt-Gesellschaft (ZUG) gGmbH

Hintergrund

Wie kann die Nachhaltigkeit von synthetischen Kraftstoffen, sogenannten Power-to-X (PtX)-Kraftstoffen wie etwa e-Kerosin oder Wasserstoff, sichergestellt werden? Mit dieser Kernfrage beschäftigte sich das Projekt „Entwicklung von PtX-Nachhaltigkeitsstandards und -indikatoren“ im Auftrag des PtX-Lab Lausitz bzw. der Zukunft-Umwelt-Gesellschaft (ZUG) gGmbH. Ziel der Studie war die Entwicklung von zwei Kriterien-Sets, einem ambitionierten, „langfristigen Standard“, sowie eines Standards mit eingeschränkten Anforderungen, dem „kurzfristigen Standard, welcher einen Kompromiss aus schnellem Markthochlauf und Nachhaltigkeit darstellt.

Vorgehensweise

Gemeinsam mit LBST (Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH) wurden eingangs zunächst die wesentlichen ökologischen, ökonomischen, sozialen und politischen (gesellschaftlichen) Dimensionen der Nachhaltigkeit in Bezug auf PtX im Allgemeinen definiert. Diese wurden im Anschluss für den konkreten Anwendungsfall PtL (Power-to-Liquid) zum Einsatz in der Luftfahrt in spezifischen Nachhaltigkeitskriterien konkretisiert, aus denen im Weiteren operationalisierbare Indikatoren für den langfristigen Standard abgeleitet wurden. Um einen Standard anzuwenden, bedarf es entsprechender Zertifizierungssysteme. Dementsprechend wurden abschließend Vorschläge zur inhaltlichen wie organisatorisch-strukturellen Integration des Standards in Zertifizierungssysteme erarbeitet.

Im Rahmen des Projektes wurden ein Expert:innen-Workshop sowie mehrere Expert:innen-Interviews durchgeführt. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse wurden bei der Ausarbeitung des Standards entsprechend berücksichtigt.

Ergebnisse

In der Dimension Ökologie sind die nachfolgenden Aspekte von entscheidender Bedeutung:

  • Einsatz von zusätzlichen, erneuerbaren Energien zur Strombereitstellung
  • Nachhaltigkeit der CO2-Quelle, welche für die Synthese der Kraftstoffe benötigt wird
  • Generelle Treibhausgasminderung
  • Ressourceneffizienz und Wasserverfügbarkeit, sowie
  • Berücksichtigung von Landnutzung und Landnutzungsänderungen

Hinsichtlich der Dimension Ökonomie erwies sich die Schaffung eines ökonomischen Mehrwertes als zentral. Dies kann durch Transformation des Energiesektors hin zu erneuerbaren Energien in robusten Versorgungssystemen bei gleichzeitigem potenziellen Wohlstandsgewinn in Ländern und Regionen entlang der Wertschöpfungskette, welche bislang mangels Ressourcen nicht an der Wertschöpfung im Energiebereich beteiligt sind, sichergestellt werden.

In Bezug auf die gesellschaftliche Säule der Nachhaltigkeit wurden die nachfolgenden Minimalanforderungen herausgearbeitet:

  • Schaffung und Sicherstellung menschenwürdiger Arbeitsbedingungen
  • Resilienz der Energieversorgungssysteme
  • Vermeidung von unnötigen Großrisiken und konfliktsensible Planung und Umsetzung von Projekten

Des Weiteren können, anstatt des klassischen „do no harm“-Ansatzes zur Vermeidung von Schäden, echte Verbesserungen realisiert werden, indem man lokale Partizipation sowie lokale Verbesserung der Lebensverhältnisse, etwa durch eine verbesserte lokale Wasser- oder Energieversorgung, fokussiert.

Ausblick

Als Empfehlung soll der erarbeitete Standard für PtL-Kerosin in Form einer Pilotzertifizierung angewandt, getestet und verbessert werden. Hierfür würde sich die geplante Demonstrationsanlage des PtX Lab Lausitz anbieten. Als Ziel soll die Anwendung des Standards international ausgeweitet werden.

Darüber hinaus kann die Bundesregierung die Anwendung des Standards unterstützen, indem z.B. die öffentliche Beschaffung den Bezug von nachhaltigem PtL-Kerosin prüft. Ebenso wäre eine marktseitige Einführung in Form eines Premium-Angebotes denkbar.

Laufzeit

März 2022 – August 2022

Auftraggeber

Zukunft-Umwelt-Gesellschaft (ZUG) gGmbH bzw. PtX-Lab Lausitz

Partner

Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH LBST

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