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ifeu-Podcast: Sanieren im Turbomodus

Mit Hilfe eines neuen Sanierungskonzepts könnte der Klimaschutz im Gebäudesektor endlich Fahrt aufnehmen 

Kurzstrecke statt Marathon: Mit Sanierungssprints kommen Häuser innerhalb von nur einem Monat energetisch auf Vordermann – und das zu erschwinglichen Preisen. „Trotz der Neuheit des Ansatzes ist der Sprint schon konkurrenzfähig. Die Kosten liegen bei 2.600, 2.700 € je Quadratmeter Wohnfläche“, freut sich der ifeu-Forscher Patrick Zimmermann. In einem aktuellen Forschungsprojekt prüfte er den Sanierungssprint auf Herz und Nieren. Wie der Ansatz funktioniert, was er kostet und wie mehr Menschen davon profitieren können, erklärt der Wissenschaftler in Folge 12 des ifeu Updates.

Etliches zu organisieren, monatelange Bauarbeiten und wenn es schlecht läuft dann auch noch hohe Kosten: Kein Wunder, dass viele Hausbesitzer:innen beim Stichwort Sanierung nicht spontan in Jubelschreie ausbrechen und die Sanierung ihres Hauses so lange wie möglich aufschieben. Für den Klimaschutz aber ist das ein Problem: „Viele Einfamilienhäuser in Deutschland und vor allem die worst performing buildings, also Gebäude mit besonders hohen Emissionen, müssen dringend saniert werden“, erklärt Patrick Zimmermann. „Damit wir die Klimaziele im Gebäudesektor einhalten, kann man sich als Faustformel merken: Wir müssten die Sanierungsaktivitäten aktuell verzweifachen oder verdreifachen.“

Aus 15 Monaten Sanierungszeit wird im Sprint nur ein einziger

Wie erwacht der Gebäudesektor endlich aus dem Dornröschenschlaf? Helfen könnte ein neuer Ansatz, den das Ingenieurbüro Ronald Meyer entwickelt hat und nun mit einer Neugründung weiterverfolgt – der sogenannte Sanierungssprint. Hiermit werden Häuser innerhalb von 22 Arbeitstagen energetisch auf Vordermann gebracht. Zum Vergleich: Eine herkömmliche Sanierung dauert im Schnitt 15 Monate. „Bei den baulichen Maßnahmen unterscheidet sich der Sanierungssprint nicht von der konventionellen Sanierung“, erklärt Patrick Zimmermann. „Die Kernphase der Sanierung wird aber auf 22 Tage reduziert. Das geht dadurch vonstatten, dass wir eine effizientere Koordination, eine bessere Logistik und eine bessere Kommunikation haben und zwei neue Rollen eingeführt werden, die sich ums Management und den Ablauf auf der Baustelle kümmern.“

Auf zwei Modellbaustellen prüften Patrick Zimmermann und seine Kolleg:innen vom ifeu, von Agora Energiewende, DENEFF, der Universität Stuttgart und dem Ingenieurbüro Ronald Meyer den Sprintansatz auf Herz und Nieren. Am Ende verliefen die Projekte nicht nur planmäßig, sondern konnten bei niedrigen Kosten auch zur Zufriedenheit aller Beteiligten wie geplant abgeschlossen werden. „Alle waren sehr zufrieden. Im Sprint wurde überdurchschnittlich effizient gearbeitet, so dass die Bauherrenfamilien nicht monatelang auf einer Baustelle wohnen mussten und die Handwerker:innen dann auch ihre Folgeaufträge besser koordinieren konnten.“

Forschende empfehlen, bundesweit Sanierungscoaches auszubilden

Mit welchen Mitteln genau der Sprint gelingt und wie unterschiedliche Beteiligte den Ansatz wahrnehmen, haben Patrick Zimmermann und seine Kolleg:innen in zwei Forschungsberichten zusammengetragen, die auf den Seiten des ifeu kostenlos heruntergeladen werden können. Unter anderem empfehlen die Forschenden hier, eine Marktentwicklungsstelle zu schaffen, die Wissen zum Sanierungssprint bündelt, Netzwerke aufbaut und Informationsmaterialien bereitstellt. Darüber hinaus regen sie an, deutschlandweit Sanierungscoaches auszubilden, um ein rasches Ausrollen des Sprintansatzes möglich zu machen. 

Durch Standardisierung könnten die Kosten weiter sinken

„Der Sprintansatz ist jetzt schon konkurrenzfähig. Zugleich hat die Universität Stuttgart quantifiziert, dass die Kosten durch Standardisierung nochmal um bis zu einem Drittel sinken könnten“, sagt Patrick Zimmermann. Perspektivisch wäre der Sprint dann nicht nur 15-mal so schnell, sondern auch deutlich kostengünstiger als konventionelle Sanierungen. Patrick Zimmermann: „Als Hausbesitzer:in würde ich jetzt Augen und Ohren offenhalten, welche Unternehmen in meiner Region sich mit dem Sanierungssprint beschäftigen, damit mein Gebäude möglichst schnell klimaneutral und enkeltauglich wird.“

Hören und abonnieren kann man ifeu Update – den Podcast aus der Umweltforschung über die Webseite des ifeus, SpotifyGoogle- und Apple Podcasts sowie auf YouTube. Produziert wird der Podcast von Nora Lessing für die Berliner Agentur Ahnen&Enkel, die sich auf Umwelt- und Energiethemen spezialisiert hat.

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