Suffizienz
Suffizienz als dritte Strategie der Nachhaltigkeit nimmt das Konsum- und Nutzungsverhalten in den Blick – mit dem Ziel, den Verbrauch an Ressourcen und Energie absolut zu reduzieren. Das ifeu untersucht und integriert dieses Thema in verschiedenen Projekten und bei der Entwicklung von Maßnahmen.
Der Begriff Suffizienz geht auf „sufficere“ zurück und kann übersetzt werden mit „ausreichen“ oder „genug“. Suffizienz ist eine Nachhaltigkeitsstrategie, bei der die Frage „Wieviel (Konsum) brauchen wir und warum?“ im Vordergrund steht. Ausgangspunkt ist das persönliche und gesellschaftliche Ausloten des „richtigen Maßes“, das weder zu einem Mangel an Bedürfnisbefriedigung noch zu einem Übermaß an Ressourcennutzung und negativen Umweltauswirkungen führt. Durch Suffizienz wird ein anderer Umgang mit Zeit, Raum, Markt, Besitz und Sein angestrebt, mit dem Ziel, eine ressourcenleichte, solidarische, komfortable und zukunftsfähige Lebens- und Wirtschaftsweise zu ermöglichen, zu erleichtern und zu bestärken.
Energiesuffizienz
Energiesuffizienz ist eine Strategie, um den Energieverbrauch durch Veränderungen des Techniknutzens und weiterer Nutzenaspekte zu reduzieren. Der optimierte Einsatz von Energie bei technischen Anwendungen (Effizienzstrategie) hat in Deutschland bisher nicht zu einer signifikanten Reduktion des absoluten Energieverbrauchs geführt. Diese ist aber neben dem Einsatz erneuerbarer Energien (Konsistenzstrategie) zwingend notwendig, um die Ziele der Energiewende zu erreichen. Die Suffizienzstrategie als „kultureller Weg“ zielt auf die Begrenzung und langfristige Reduktion des absoluten Energie- und Ressourcenverbrauchs und der negativen Umweltauswirkungen ab. Energiesuffizienz ist demzufolge eine Nachhaltigkeitsstrategie mit dem Ziel, den Aufwand an technisch bereitgestellter Energie durch Veränderungen des Techniknutzens und weiterer Nutzenaspekte auf ein nachhaltiges Maß zu begrenzen oder zu reduzieren.
Das ifeu sucht und untersucht Ansätze energiesuffizienter Gerätedesigns, Handlungsalternativen und Praktiken sowie förderlicher Infrastrukturen, die zu einem ressourcenleichten Alltag beitragen können.
Suffizienzpolitik und Tools
Um die Verantwortung für Suffizienzhandeln nicht ausschließlich auf der individuellen Ebene zu verorten, ist es entscheidend, Suffizienz durch politische Maßnahmen, Instrumente und Rahmenbedingungen zu ermöglichen und zu bestärken. Rahmende Maßnahmen sind etwa neu zu entwickelnde Maße für Wohlstand, Investitionen in Infrastrukturen, die suffizientes Leben erleichtern, aber auch Veränderungen in der Wettbewerbs- und Verteilungspolitik. Ernährungspolitik kann danach ausgerichtet sein, Lebensmittelabfälle zu vermeiden und den Fleischkonsum zu reduzieren. Durch Geschwindigkeitsbegrenzungen und bevorzugte Car-Sharing-Parkplätze kann der Autoverkehr unattraktiver gestaltet und Alternativen damit gestärkt werden. Doch um Menschen zu suffizienteren Lebensstilen zu befähigen, sind auch entsprechende Veränderungen in der Arbeits-, Bildungs-, Gesundheits-, Verbraucher-, Verkehrs- und Wirtschaftspolitik notwendig.
Das ifeu entwickelt Ansätze einer Suffizienzpolitik auf kommunaler, regionaler und Bundesebene für die Transformation hin zu einem nachhaltigen Energiesystem.
Kontakt
Dr. Lars-Arvid Brischke
Dr.-Ing. Energie- und Verfahrenstechnik
+49 (0)30 2844578 18
lars.brischke@ifeu.de
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